Gedenken an die Novemberpogrome 1938 am kommenden Samstag / Zeichen setzen gegen den wachsenden Antisemitismus im Land
05.11.2024 / Am 9. November ist es zum 86sten Mal, dass sich die Schrecken der Reichspogromnacht jähren. Diese Nacht der organisierten und flächendeckenden Zerstörung, Schändung, Vertreibung und Verschleppung gilt als Auftakt der Naziherrschaft, die den Holocaust für unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger brachte, auch in Lorsch. Am Ende wurden 6 Millionen jüdische Frauen, Männer und Kinder auf bestialische Weise ermordet und das jüdische Leben in Deutschland war ausgerottet.
Auch in Lorsch griffen Bürgerinnen und Bürger zu Benzinkanistern und setzen das stolze Gotteshaus der Jüdinnen und Juden, Symbol und Mittelpunkt der Gemeinde, in Brand. Die Feuerwehr, damals unweit des Brandortes in der Kirchstraße 5 stationiert, griff nicht ein. Drei Augenzeugenberichte liegen über diese Nacht vor, in der Nachbarn zu Verbrechern wurden, angestiftet durch eine menschenverachtende Diktatur, unterstützt durch eine schweigende Mehrheit.
Der Magistrat lädt alle Bürger*innen zum Gedenken um 18 Uhr zur Gedenkstätte in der Schulstraße ein. Nach einer kurzen Begrüßung wird ein stiller Spaziergang rund um das ehemalige Gelände der Lorscher Synagogen stattfinden – vorbei an verschiedenen Stolpersteinen und hin zu der im September neu verlegten Stolperschwelle in Erinnerung an die beiden Lorscher Synagogen, die über zwei Jahrhunderte in der Schulstraße bestanden. Alle Teilnehmer*innen erhalten eine kleine Karte an die Hand, mit der man die Lage der ehemaligen Gebäude gut nachvollziehen kann.
Nach dem Spaziergang finden sich alle wieder an der Gedenkstätte ein. Hier werden Bürgermeister Christian Schönung und der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Thilo Figaj, zum Themenkomplex Antisemitismus heute und früher sprechen.
Wir laden zur Gedenkveranstaltung am 9. November um 18 Uhr ein, aus Respekt für und aus Trauer um unsere ehemaligen jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn. Aber es gilt auch, aus diesen schrecklichen Lehren heute und jetzt eine geläuterte und menschliche Haltung gegenüber andersgläubigen und anders sozialisierten Menschen in unserer Mitte unverrückbar einzunehmen und dafür einzutreten. Mit ihrer Anwesenheit bezeugen alle Besucher*innen ihre Haltung gegen den wiedererstarkenden Antisemitismus und für ein plurales und weltoffenes Lorsch.