Kostenfreie Lesung von Ursula und Elmar Ullrich am 21.3.
08.03.2023 / Zum Welttag der Poesie am 21. März 2023 wird in Lorsch wieder Lyrik zu erleben sein. Dieser Tag wurde von der UNESCO ausgerufen und wird seit 2000 jährlich gefeiert. Er soll in einem Zeitalter, in dem neue Informationstechnologien dominieren, an den Stellenwert der Poesie und an die Vielfalt des Kulturguts Sprache erinnern. Weltweit finden Lesungen und Ausstellungen statt und in den Medien werden lyrische Werke rezitiert. Das KULTour-Büro der Stadt Lorsch veranstaltet seit vielen Jahren am 21. März eine Literaturlesung. In diesem Jahr werden Ursula und Elmar Ullrich Gedichte von Robert Gernhardt vortragen. Das Motto des Abends lautet: Wenn man Gernhardt gern hat...
Wer war dieser Robert Gernhardt, dieser bedeutende zeitgenössische Maler, Zeichner, Satiriker, Schriftsteller, insbesondere Lyriker? Geboren wurde er 1937 in Tallin, der Hauptstadt Estlands und 2006 starb er in Frankfurt, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte.
Gernhardt ist in der Nachfolge von Heinrich Heine, Wilhelm Busch, Erich Kästner, Ringelnatz und Morgenstern einer der wichtigsten zeitgenössischen Dichter deutscher Sprache. Seine Fähigkeit zu reimen, zu formulieren, sein Humor, sein Witz, seine Lust zur Provokation mit leichter Hand sind legendär. Er hat über alles Gedichte geschrieben - die Fülle der Themen und Stoffe ist gewaltig. Er hat gewissermaßen unsere Zeit in Gedichte gefasst, gereimt und ungereimt. Es gibt nichts, woraus er nicht ein Gedicht hätte machen können und er hat nicht gezögert, zum Beispiel für Otto Waalkes Shows Albernheiten und Texte mit tiefsinnigem Unsinn zu produzieren. Von 1965 bis 1976 war er Redakteur der Satirezeitschrift Pardon und hat zusammen mit F.W. Bernstein und F.K. Wächter die Neue Frankfurter Schule und deren Publikumsorgan, die Zeitschrift Titanic mitbegründet.
Seine gut verständlichen Verse kommen leicht daher. Er ist ein brillanter Lyriker, ein begnadeter Reimeschmied, ein Virtuose, der ironisch und kenntnisreich mit Formen des lyrischen Schreibens spielt. Er ist ein poetischer Spaßmacher, ein Satiriker, bei dem es viel zu lachen und zu schmunzeln gibt: „Lieber Gott, nimm es hin, dass ich was Besond'res bin/ Und gib ruhig einmal zu, dass ich klüger bin als du/Preise künftig meinen Namen, denn sonst setzt es etwas. Amen“. Er war ein ernstzunehmender Dichter, pflegte aber auch den Spaß am Absurden auf der Grenze zwischen Klamauk und Dichtkunst, wie zum Beispiel in folgenden Versen: „Der Panther, der Panther,/ Erst lag er, dann stand er/ Wodurch er so erschrak, dass er bald wieder lag“ Oder: „Paulus schrieb an die Apatschen, Ihr sollt nicht nach der Predigt klatschen“ Und was schrieb Paulus an die Komantschen? „Erst kommt die Taufe, dann das Plantschen.“
Robert Gernhardt hat erreicht, was wenigen vergönnt ist, er ist quasi zu einem Volksdichter geworden. Seine Leser*innen zählen nach Millionen, die er mit Nonsense, Unsinn und Tiefsinn zum Nachdenken und zum Lachen gebracht hat. Kein hämisches Lachen, sondern das Lachen der Vernunft, der Intelligenz über die Dummheit und das Lachen über sich selbst. Selbst bei ernsten Themen wie Krankheit und Sterben schreibt er Verse ohne Larmoyanz und weihevolles Pathos. In seinem Lyrikband „Lichte Gedichte“ hat er über seine Herzoperation geschrieben, die er überlebt hat und in seinem letzten Buch „Später Spagat“ über seine Krebskrankheit, an der er 2006 in Frankfurt verstorben ist.
Die Veranstaltung findet am Dienstag, den 21. März, um 19 Uhr, im Paul-Schnitzer-Saal statt. Der Eintritt ist kostenlos.