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Wie alles begann

Ihr kennt sicher die Geschichte des Drachen, der von Siegfried dem Drachentöter erlegt wurde. Ein böses garstiges Tier muss das gewesen sein. Doch ist dem wirklich so gewesen? Oder wurde die Geschichte bisher immer falsch erzählt?

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Einsam auf einem Felsen, in den Tiefen des Odenwaldes, da sitzt er – ein kleiner Drache. Nila ist sein Name. Oder besser gesagt ihr Name. Nila aus dem NibelungenLand. Bösartig und garstig wie in der Sage sieht sie aber nicht aus.

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Trotzdem muss sie sich verstecken. Es geht das Gerücht überall im NibelungenLand um, dass zwischen den Felsen im Felsenmeer ein Drache haust, der Helden zur Strecke bringt und Wanderer*innen verschreckt. Doch so eine ist Nila gar nicht.

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Eigentlich ist sie ein liebenswürdiger Drache. So würde sie sich auch selbst beschreiben, wenn sie denn jemand fragen würde. Doch wer sollte sie schon fragen, die Menschen haben schließlich viel zu große Angst vor ihr und die Helden versuchen, sie zu finden und zu töten, nicht einen Kaffeeklatsch mit ihr zu veranstalten.

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Dabei will sie doch nur frei sein. Sie hat es so satt, sich immer zwischen den Felsen und hinter Bäumen verstecken zu müssen. Sie will viel lieber mit den Menschenkindern im Felsenmeer toben und das NibelungenLand entdecken. Doch sie kann es nicht riskieren.

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Schon viel zu oft waren Helden zwischen den Felsbrocken unterwegs, um sie aufzuspüren.

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Manchmal ist es wirklich knapp und Nila kann sich gerade so vor ihnen in Sicherheit bringen. Doch immer schafft sie es, sich vor den Helden und Zauberern zu verbergen. Bis zu diesem einen Tag, als der berühmte Held Siegfried in ihren Wald kommt…

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Siegfried ist heldenhafter und schlauer als die anderen Helden und Zauberer, die bisher nach Nila gesucht haben. Er braucht nicht lang, um ihre rote Schwanzspitze hinter einem Fels auszumachen.
Er rief ihr zu: „Feiger Drache du! Versteckst dich vor mir? Komm heraus, kämpfe wie ein Mann und stirb durch meine Klinge!“
Unsere arme Nila, sie weiß gar nicht, wie ihr geschieht.

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Langsam krabbelt sie auf den Felsen, hinter dem sie sich versteckt hielt. Mit zitternder Stimme spricht sie zu Siegfried: „Oh bitte, bitte tu mir nichts. Du hast Recht, ich bin ein feiger Drache. Ich verstecke mich vor dir und allen Helden, die mir an die Schuppen wollen. Aber bitte, nimm das Schwert herunter, ich bin nicht böse. Und ein Mann schon gar nicht.“

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Siegfried ist verwundert. Ein Drache, der zugibt, feige zu sein? Zudem auch noch ein Mädchen? Und ihre liebenswürdigen Augen... Doch das war doch nicht möglich, ein guter Drache… Pah.
„Dann komm näher und beweise mir, dass du nicht böse bist, wie alle Welt behauptet. Los, wage dich aus dem Schutz deiner Felsen“.
Und so kam Nila langsam näher. Erst lugt sie noch verschüchtert hinter einem Baum hervor.

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Doch dann nimmt sie all ihren Mut zusammen und stellt sich Siegfried gegenüber.
„Siehst du, Held, hier bin ich. Ich stehe vor dir, ohne dich mit meinem heißen Atem zu rösten. Wäre ich so böse, wie man sagt, dann hätte ich dich doch schon längst angegriffen, denkst du nicht? Eigentlich bin ich doch nur ein liebes kleines Drachenmädchen, das sich so schrecklich einsam fühlt, allein hier draußen im Wald. Und langweilig ist mir. Außer Menschen beobachten und vor Helden verstecken, habe ich nichts zu tun.“

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Langsam lässt Siegfried das Schwert sinken. Spricht sie die Wahrheit? Ist sie wirklich nicht der böse Tyrann, von dem die Sagen erzählen? Wieder sieht er ihr in ihre herzlichen dunklen Augen und spürt, dass es wahr sein muss.

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Siegfried legt als Zeichen seines Vertrauens das Schwert ab. „Drache, ich will dir glauben. Kein böser Drache kann so herzliche Augen haben wie du. Und mir ist noch nie ein Drache begegnet, der mit mir sprach, anstatt sich direkt in einen Kampf zu stürzen. Du musst tatsächlich ein guter Drache sein.“
Doch wenn er ihr glauben würde und sie nicht töten würde, wie würde er dann seinen Ruf verteidigen? Er konnte ja schlecht zurückkehren ohne ein Bad in Drachenblut und seine neugewonnene Unverwundbarkeit und allen erzählen, der Drache wäre ein liebes kleines Tier. Man würde ihn auslachen.

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Nachdem sich die beiden eine Weile unterhalten haben und immer mehr Vertrauen zueinander fassen, spricht Siegfried von seinem ursprünglichen Plan. Nun, dafür kennt unsere Nila natürlich eine Lösung. Sie macht ihm einen Vorschlag, der beiden helfen wird.
„Ach Siegfried, ich weiß, wie wir die Geschichte zu unser beider Nutzen drehen können. Ich kann dich mit meiner Drachenmagie unverwundbar machen, dazu brauchst du kein Blut von mir. Im Gegenzug erzählst du allen, du hättest mich getötet. Kein Held wird mehr nach mir suchen, ich werde frei sein und gehen können, wohin ich will!“

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Siegfried zögert da natürlich nicht lange. Er willigt eilig ein und so geschieht es, dass Nila ihre Drachenmagie wirken lässt und Siegfried unverwundbar macht.

Das eine Stelle auf seinem Rücken leider nicht von der Magie erreicht wird – nun – es ist eben für Nila das erste Mal, dass sie ihren Zauber anwendet, da können Fehler passieren…

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Die beiden besiegeln ihre neu gewonnene Freundschaft mit einem letzten Handschlag und trennen sich.

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Nila ist endlich frei! Frei von ihren eigenen Zwängen und Ängsten. Sie kann gehen. Gehen wohin sie will.

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Und so beginnt sie ihr Abenteuer. Endlich kann sie das tun, worauf sie so lang gehofft und gewartet hat. Sie verlässt ihr Versteck, um endlich das NibelungenLand zu erkunden...