Eng verbunden mit dem Kreis Bergstraße und dem gesamten umliegenden Großraum ist eine der bekanntesten deutschen Sagen: das Nibelungenlied. Allein im Kreis Bergstraße findet man überall Spuren und Hinweise auf Sagengestalten aus dem Nibelungenlied – angefangen bei Quellen und Brunnenanlagen über Bezeichnungen öffentlicher Plätze und Straßen bis hin zum „Siegfriedsarg“ von Lorsch. Zwei bedeutende Ferienstraßen durchziehen von der Nibelungenstadt Worms aus den Kreis Bergstraße bis in den Odenwald: die Nibelungen- und die Siegfriedstraße. Darüber hinaus führt der Qualitätsweg Nibelungensteig an vielen Stätten vorbei, die an die Begebenheiten in der Nibelungensage erinnern.
Entstanden ist das Nibelungenlied an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Neuschöpfung des Dichters. Vielmehr wurden hier Elemente eines älteren Erzählstoffes verarbeitet. So entstammt der Held Siegfried aus einer alten nordischen Sage.
Das Epos, das im Mittelalter in vielen Reichsburgen bekannt war, kann als eindringlicher Appell an die Ritterschaft angesehen werden, die althergebrachten ritterlichen Werte zu bewahren und das Leben hierauf abzustellen. Die deutsche Ritterschaft des 11. und 12. Jahrhunderts hatte nämlich zwei tiefgreifende Einbußen ihres Selbstbewusstseins zu verkraften: zum einen das folgenschwere Zerwürfnis zwischen Papst und Kaiser, zum anderen die unheilvollen Kreuzzüge ins Heilige Land mit ihren starken Verlusten und dem Zerfall der guten Sitten.
Der Dichter des Nibelungenliedes ist bis heute anonym geblieben. Unter den möglichen Dichtern werden auch zwei mögliche Autoren aus dem Gebiet des heutigen Kreises Bergstraße genannt: der Fürstabt Siegehard von Lorsch und Bligger II. von Steinach.
Als sicher darf angenommen werden, dass dem Schreiber der Handschrift C die Gegend zwischen Rhein, Main und Neckar bekannt gewesen sein muss, denn er erwähnt nicht nur Lorsch, sondern auch den langen Sarg, den man heute im Rahmen einer Führung im Welterbe Kloster Lorsch bestaunen kann.