Wirtschaftsregion

„WAS WOLLTEN DIE BAUERN? DER BAUERNKRIEG 1525 IN DER REGION“

Vortrag von Gerrit Jasper Schenk (TU Darmstadt) im Rahmen einer internationale Tagung am 27. Oktober

„Was wollten die Bauern? Der Bauernkrieg 1525 in der Region“
© Pixabay - NadineDoerle

25.10.2023 / Am kommenden Freitag um 19:00 Uhr hält Gerrit Jasper Schenk einen Vortrag zum Thema Bauernkrieg in der Region. Dieser findet im Paul-Schnitzer-Saal im Rahmen der dreitägigen, internationalen Tagung „Freiheit – Gerechtigkeit – Gewalt. Spätmittelalterliche Protestbewegungen und der ‚Bauernkrieg‘ von 1525 im Vergleich“ statt.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts nahm die Zahl von ländlichen und städtischen Unruhen und Aufständen zu. Eine von Region zu Region zwar unterschiedlich ausgeprägte, aber insgesamt um ähnliche Probleme kreisende Unzufriedenheit erfasste weite Schichten. Hinzu traten Diskussionen über religiöse Fragen, über die Teilhabe von Laien am Abendmahl und Widerstand gegen umstrittene Praktiken der kirchlichen Hierarchie wie den Kirchenzehnt. Die Erfindung des Buchdrucks in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts hatte auch eine Medienrevolution ausgelöst, so dass dank Flugschriften die Neuigkeiten über Kirchenstreitigkeiten, über Forderungen, Konflikte und Aufstände im ganzen Reich zirkulierten. Die gesellschaftliche Unruhe erfasste auch den sogenannten „Gemeinen Mann“. Ihm ging es um Teilhabe und Nutzungsrechte, zum Beispiel die gemeinschaftliche Nutzung des Waldes und Weiderechte (Allmende), um mehr Freiheit von Abgaben und Frondiensten, letztlich um mehr Gerechtigkeit.

In den Jahren 1524 und 1525 kulminierten die Unruhen und explodierten im sogenannten Bauernkrieg. Er gilt bis heute als die größte Aufstandsbewegung vor den Revolutionen der Neuzeit. Vor allem im Südwesten des Reichs, in Schwaben, in Franken, dem Elsass, aber auch in Teilen Thüringens und Sachsens verschworen sich die Aufständischen zu sogenannten ‚Haufen‘, stellten Forderungen, plünderten Klöster und brannten Burgen nieder. Doch nach Anfangserfolgen sammelte sich der adlige Widerstand und schlug in mehreren äußerst blutigen Schlachten den Aufstand nieder.

Die Geschichtsforschung diskutiert kurz vor der 500. Wiederkehr dieses Ereignisses, ob es sich tatsächlich um ein einheitliches Geschehen handelt und was die unterschiedlichen Gruppen und Ereignisse verbindet. Der Vortrag stellt die unterschiedlichen Deutungen des „Bauerkrieges“ vor, die immer auch als ferner Spiegel gegenwärtiger Diskussionen verstanden werden können. Was wollen die Aufständischen, waren es nur Bauern oder auch der „Gemeine Mann“ (samt Frauen)? Welche Rolle spielten die „Zwölf Artikel“, in denen die schwäbischen Aufständischen im Frühjahr 1525 ihre Forderungen zusammenfassten? Auch zwischen Odenwald und Pfälzerwald und von Landau bis Frankfurt brachen Unruhen aus. Auch hier wurden Forderungen erhoben, Klöster geplündert und sammelten sich Truppen unter Anführern, die schließlich in einer großen Schlacht bei Pfeddersheim (Worms) am 23./24. Juni 1525 von einem Heer unter Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz besiegt wurden. Dennoch unterscheiden sich die Forderungen und das Vorgehen der Aufständischen in der Region von den Ereignissen in Schwaben oder Thüringen. Einige Forderungen führten zunächst weitgehend ohne Gewaltanwendung zum Erfolg. Warum scheiterte die Protestbewegung dann aber doch blutig am fürstlichen Widerstand? War die Niederlage so vollständig, wie es die ältere Forschung behauptet hat? Der Vortrag versucht, Antworten auf diese Fragen zu finden. Die Universität freut sich über Interesse der Öffentlichkeit.

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